Zugegeben, wir waren flott unterwegs aber das war auch so geplant. Das Wetter war optimal zum "Strecke machen". Mit einem Liter Diesel fuhren wir 1,15 Kilometer und die Durchschnittsgeschwindigkeit lag bei 11,5 Km/h. Unsere Höchstgeschwindigkeit mit Tidenhilfe auf der Ems, war 19 Km/h. Liegegeld wurde nur in Groningen fällig, ansonsten lagen wir an Spundwänden. In der Schleuse Zerben am Elbe Havel Kanal, wollte die BB Maschine nicht mehr anspringen. Die Starterbatterien waren leer. Da sich das schon ein paar Tage vorher angekündigt hatte, wurden die "Neuen" gleich für beide Motoren nach Potsdam bestellt. Nach acht Jahren darf das schon mal passieren. Mittlerweile zeigt sich die "No Worries" in einem neuen blauen Kleid. Im Juni gab es bei Aquanaut in Sneek eine frische Lackierung, die dem Boot gut steht!
Um 12:30 Uhr waren wir endlich abfahrbereit! Die Lebensmittelvorräte und Wasser aufgefüllt, das Boot geputzt und die neue Farbe am Rumpf trocken. Vor uns lagen zwei Schleusen mit wenig Hub und eine lange Kanalfahrt auf dem Prinzes Margrit Kanaal und dem Van Starkenborghkanaal. Nach sieben Stundend 82 Kilometer Strecke machten wir dann im Oosthaven von Groningen fest. Eine telefonische Anmeldung bei größeren Sportbooten macht hier Sinn.
Auf diesem Streckenabschnitt empfiehlt es sich, den Tidenhub zu beachten und zu nutzen. Um 09:45 Uhr starteten wir die Motoren und fuhren weiter in Richtung Westen nach Delfzijl. Die Backbordmaschine wollte nicht so richtig anspringen. Ob die Starterbatterien nach acht Jahren müde geworden sind?
Ohne jegliche Wartezeiten an den Brücken auf dem Eemskanaal und der Schleuse in Delfzijl ging es bei Niedrigwasser raus auf die Ems. An Emden, Leer, Weener und Papenburg vorbei mit tidebedingten "Spitzengeschwindigkeiten" von über 10 Kn bei geringer Drehzahl, erreichten wir nach 10 Stunden Fahrzeit die Schleuse Bollingfähr. Auch hier flutschten wir mit einem Gütermotorschiff schnell durch die Schleuse und eine Stunde später waren wir schon vor der Schleuse Düthe. Nach 116 Kilometern war dann Feierabend hinter der Schleuse am Wartesteg.
Wetterbedingt war das "Strecke machen" die beste Option! Also um 08:00 Uhr los und hinein ins Schleusenvergnügen mit dem frisch lackierten Dampfer! Die sandig braune Ems hatte am Vortag schon einen ekeligen Schmutzfilm hinterlassen und nun bleibt zu hoffen, das die zehn Schleusen von der Crew gut gemeistert werden. Um 19:45 Uhr war der Job dann auch perfekt erledigt und zwei meiner Söhne kamen mit frischer Pasta vom Italiener zu Besuch an Bord. Der strömende Regen war auf dieser 83 Kilometer langen Strecke sehr erwünscht und erleichterte das Putzen!
Früh um 07:30 Uhr starteten wir zum Mittellandkanal an Kilometer 0. Tagesziel war das Wasserstraßenkreuz Minden mit "Bunkerstop" in Bad Essen. Am Abend legten wir dann mangels freier Liegestellen, nach Absprache mit der Schleuse, am Warteplatz an und hatten eine ruhige Nacht vor der Schachtschleuse.
Das Wetter zeigt sich freundlich, der Regen lässt nach und die lange Kanaletappe wird ohne besondere Vorkommnisse gemeistert. Das absolute Highlight ist wie immer auf dieser Strecke das Essen im Restaurant Heidanger bei Rüdiger & Christian Milius. Vor unserem Liegeplatz werden wir mit einem "Reserviert für die No Worries" Schild begrüßt und kühle Aperitifs lassen uns den Feierabend genießen!
Gut ausgeruht geht es wieder auf den Stichkanal Salzgitter und drei Kilometer bis zum Mittellandkanal. An Braunschweig vorbei bis zur Schleuse Sülfeld, die uns zur Abwechslung einmal etwas warten lässt. Eine Stunde später machen wir in Wolfsburg fest. Dort gibt es nahe der Anlegestelle ein Outlet Center, welches für Bordfrauen wohl sehr anziehend zu sein scheint! Nach "nur" vier Stunden Shoppingpause sind wir - um einige Kleidungsstücke reicher - wieder unterwegs. Kurz nach Einbruch der Dunkelheit erreichen wir den Sportbootanleger am Rothenseer Schiffshebewerk. Und ein wunderschöner Vollmond entlässt uns in die Nacht.
Wer klopft denn da? Die Wasserschutzpolizei steht am Anleger und möchte unser Boot sehen, äh - uns kontrollieren. Bitteschön, kein Problem, es ist halt nur sehr früh! Nach einem netten Gespräch unter Skippern und Informationen zur Steeler 50S können wir dann endlich frühstücken. Wir melden uns später in Hohenwarthe zur Elbüberquerung und anschließender Schleusung an und schon geht es wieder weiter. Ab jetzt sind wir bis Brandenburg "Bergfahrer", obwohl es zu "Tal" geht. Wer das vergißt, darf sich nicht wundern, wenn er vom Schleusenpersonal bei der Anmeldung per Funk oder Telefon etwas "auf die Schippe" genommen wird.
Und der Mittellandkanal wird zum Elbe Havel Kanal mit fortlaufender Kilometerangabe bis Plaue.
Und in der Schleuse Zerben geschieht dann das, was jeder Skipper überhaupt nicht brauchen kann. Die Backbordmaschine springt nicht mehr an! Starterbatterien tot! Also wird der Rest des Törns nur noch mit einem Motor gefahren und es werden gleich für beide Maschinen neue Akkus bestellt.
Hinter der Schleuse Wusterwitz wird es endlich landschaftlich wieder reizvoller und die Havel zeigt sich von einer ihrer schönen Seiten. Um 17:30 Uhr sind wir dann am Ziel, der Geburtsstadt von Loriot, von dem hier viele kleine Waldmöpse aus Bronze Zeugnis geben.