Am nächsten Morgen schien endlich die Sonne und sie begleitete uns fast den ganzen Tag. 19°C konnte man es gut auf dem Achterdeck aushalten. Um kurz nach 09:00 Uhr ging es mitten durch Gent auf die Bovenschelde durch Oudenaarde nach Tournai. Fünf Schleusen lagen auf dem Weg und schließlich klarierten wir an der Schleuse Kain in Wallonien ein. Wir bekamen eine Durchfahrtsnummer, die wir künftig angeben sollten, wenn wir eine Schleuse passieren. Um 17:00 Uhr machten wir am öffentlichen Anleger in Tournai fest. Liegen frei, Strom und Wasser gegen Bezahlung. Alles ist sauber und im Ort sind viele Veranstaltungen.
Mit etwa 10 Km/h waren wir inklusive der Schleusenzeiten acht Stunden unterwegs. Die Hubhöhen der Schleusen sind zwischen 4 und 10 Meter, teilweise gibt es Schwimmpoller. Sprachlich ist es für uns schwierig, doch irgendwie haut das alles schon hin, denn wir kommen fast ohne Wartezeiten in die Schleusen. Vor dem historischen Schiffshebewerk in Thieu machen wir fest und übernachten.
12, 5 Stunden unterwegs! Ja, dass muss nicht sein, doch es bot sich an. Die Schleusen waren ausnahmslos ohne Wartezeiten und hinter dem Binnenschiff vor uns "flutschte" es einfach zu gut! Und die Gegend um Charleroi ist so häßlich und langweilig, dass sich die Weiterfahrt anbietet - auch aus Mangel an Anlegemöglichkeiten. Am meisten hat uns die Fahrt mit dem Lift des Hebewerkes in Thieu am frühen Morgen beeindruckt. Fast 80 Meter Höhe in nur 20 Minuten! Die Schiffshebewerke Lüneburg und Niederfinow sind dagegen eher klein. Sehenswert auch die vier alten Hebewerke, die als Denkmäler erhalten sind. Um 19:30 Uhr machten wir in Namur an der Kaimauer etwa 500 m vor der Schleuse fest.
Gemütlich einen halben Tag benötigt man von Namur nach Dinant, kurz vor der Französischen Grenze. Die Fahrt wird mit wunderschönen Bildern von der Landschaft hier an der Maas belohnt. In Dinont gibt es eine sehenswerte Zitadelle mit Museum, die Kirche unmittelbar darunter. Die Uferpromenade mit ihren bunten Häusern erinnert ein wenig an Riedenburg an der Altmühl (Main Donau Kanal). Hier lebte der Erfinder des Saxofons und der ganze Ort ist stolz darauf. Dinant genießt man mit hiesigem Bier auf dem Achterdeck, kurz bevor die Sonne untergeht und der Mond sich langsam über dem Tal zeigt...
Bestes Wetter an diesem Tag für die Strecke nach Huy! Fast alle Schleusen waren bereit und mit 12 Km/h ging es zu Tal. Auch Huy hat eine sehr sehenswerte Altstadt und eine riesige Zitadelle. Im "Musée communal" gibt es viel Geschichte zu entdecken und am Rathausplatz laden viel Restaurants und Pubs zum Verweilen ein. Warum nicht einmal wieder ein Guinness trinken?! Die beiden Sportboothäfen sind uns zu weit weg, wir machen an der Kaimauer fest. Gut abfendern, sonnst knallt es!
Heute ist für uns der letzte Tag in Belgien. Mit einer fast dreistündigen Pause in Liège (Lüttich) warten wir ein paar Regenschauer ab und kaufen in der Altstadt ein. So richtig prickelnd finden wir Lüttich nicht und legen wieder ab. Weiter geht es durch Industrielandschaften bis nach Holland. Noch eine riesige Schleuse. Mit mehr als acht Metern Fallhöhe geht es runter nach Maastricht. Kaum festgemacht (freies Liegen für 3 Tage) an der inneren Kaimauer kommt auch die Sonne zum Vorschein und lockt uns in die City - gleich nebenan! Hier tobt der Bär wie am Münchner Marienplatz! Und dann ist da noch Jos Abbing mit seiner Chocolaterie in der "Grote Gracht“ 57. Ob er alle Leckereien selber herstellt, möchte ich gerne in Erfahrung bringen. Klar, er zeigt mir seine kleine Chocolaterie und packt eine Schachtel mit seinen besten Pralinen - nur für meine Frau! Eine Pepsi am Rathausplatz, in der Sonne sitzen, abhängen - schööön! Fühlt sich schon an wie Sommer!
Was für ein herrlicher Sonnentag! Es ist Samstagmorgen und die Sonne scheint über Maastricht. Der Bordhund will raus und so geht es auf den Marktplatz vor dem Rathaus. Es ist Flohmarkt und die Händler bauen gerade ihre Stände auf. Fahrräder stapeln sich am Wegesrand und langsam kommt Leben in die Stadt! An Bord wird gemütlich gefrühstückt und dann geht es wieder los. In Maasbracht, kaum 35 Kilometer weiter, wird getankt. Nicht bei Tullemans, der ja für seine günstigen Preise bekannt ist, nein wir fahren zur GTL Zapfsäule am YC "Van der Lahn Yachting". 1,81 €/L GTL ist der Tagespreis.
Am Nachmittag sind wir in Roermond und landen zufällig bei "Best Boats" an einem freien Liegeplatz. Eigentlich ist das übernachten hier nicht möglich! Ich liebe das Wort "Eigentlich". Nach einem netten Plausch mit Chef Arie Drenth dürfen wir doch hier übernachten. Vielen Dank! An dieser Stelle sei erwähnt, dass wir bisher auf unserem gesamten Törn außschließlich freundliche und hilfsbereite Menschen getroffen haben. Insbesondere Hafenmeister und Schleusenwärter, die auf unsere sprachlichen Defizite mit Geduld und Höflichkeit reagiert haben. Dankeschön!