Im Bodden

Von Barth über Ribnitz nach Prerow und Stralsund

137 Kilometer Strecke, empfohlener Zeitrahmen etwa 8 Tage.

8. Juni 2022, der Landurlaub ist beendet und der Skipper ist wieder an Bord zurück. Der Weg mit der Bahn nach Barth war abenteuerlich! In Zeiten der Neun Euro Tickets und der wieder gewonnenen Reiselust nach zwei Jahren Pandemie war die Fahrt mit dem ICE  1710 von München nach Stralsund aufregend! Verspätungen, überfüllte Züge und Menschenmassen auf den Bahnsteigen. 

Was für eine Wohltat, endlich wieder an Bord zu sein! Die Törnplanung steht und los geht es.

Barth, die Vinetastadt und das Tor zum Fischland Darß

Vineta - das Atlantis des Nordens, so berichten die Legenden über Barth. Das solche Geschichten gut für den Tourismus sind, versteht sich von selbst. Geschichte hin oder her, Barth ist eine süße kleine Stadt mit etlichen Motiven, wenn auch erst auf dem zweiten Blick. Der Weg zum Supermarkt zog sich in die Länge, da es doch viel zu sehen gab. Ein Blick in die große Marienkirche lohnt sich auf jeden Fall! Und dann gibt es da noch das 35 Meter hohe Dammtor aus dem 14. Jahrhundert, den barocken Gebäudekomplex des Adeligen Fräuleinstiftes (1733), das schöne Rathaus - etwas außerhalb, den Fangelturm (16. Jahrhundert); ein ehemaliges Verlies und die heutige Schulsternwarte, den Wasserturm und und und.

In der ehemaligen alten Post hat sich ein Bäcker niedergelassen. Dort zu Frühstücken hat sich gelohnt! Gutes Brot und Gebäck. Und rund um den Hafen gibt es natürlich jede Menge guten Fisch mit Bratkartoffeln. Ein paar Tage lässt es sich hier gut aushalten.

Danach werden die Vorräte an Bord aufgefüllt, die Seefilter gereinigt, Ölstände kontrolliert, klar Schiff gemacht, denn es geht wieder los! 

Die Bootswerft Rammin

Früher wurden hier Kutter für die Fischereigenossenschaft gebaut. 1990 entstand daraus die Werft Rammin & Söhne. Ein Markenzeichen der Werft ist der Bau und die Reparatur der hier typischen Zeesboote. Seit 2002 hat Nils Rammin das "Ruder" in der Hand. Sein Mitarbeiter Uwe führt mich durch den Betrieb und lässt mich seine Begeisterung für dieses selten gewordene Handwerk der Holzbootbauer spüren. Mit einem 65 Tonnen Lift zieht man dann auch schon mal dickere Pötte an Land...

BARTH - Ribnitz, 24 NM, 44 KM

Etwa 43 Kilometer sind es von Barth nach Ribnitz. Einzige mögliche Hindernisse bei schlechter Törnplanung sind die Klappbrücke Meiningen und Niedrigwasser. Ein Blick auf "Pegel online" macht Sinn. Die No Worries fuhr die Strecke mit 10 Km/h in vier Stunden. Das Wetter wurde besser und um halb Zwölf Mittags wurde an der Kaimauer im Sportboothafen festgemacht. Kurz darauf kam der Zoll vorbei und wollte den Kaufvertrag für das Boot sehen. Der Beamte gab sich dann mit der Mehrwertsteuererklärung aus den Niederlanden zufrieden und zog wieder ab. Etwas später kam der nächste Besuch von der örtlichen Wasserschutzpolizei und ich wurde freundlich darauf hingewiesen, dass an der Gösch die falsche Landesflagge von Mecklenburg - Vorpommern weht. Hier in Ribnitz ist echt was los! Dreharbeiten für "The Investor", einem lustigen Spielfilm fanden am Nachmittag im Hafen statt und die Darsteller samt Kameramann kamen auf ein Bierchen an Bord. Hajo und Ernest posierten dann auch noch nett für ein paar Fotos.

Sehenswert in Ribnitz sind: Bernsteinmuseum, Rostocker Tor, Kloster, St. Marienkirche und Marktplatz. Lohnenswert? Ja!

Gegen Abend kommt der Hafenmeister und kassiert. Ein Euro/Meter und drei Euro Kurtaxe. Moderat und fair.

RIBNITZ - prerow, 20 NM/37 KM

Ich hätte nicht gedacht, dass es hier so schön ist! kurz vor der Klappbrücke geht an Backbordseite ein kleiner Abzweig in den Prerower Strom. Es sind nur ein paar Kilometer Fahrt durchs Schilf und schon ist man 50 Meter von der Ostsee entfernt. 25 Euro Gebühren für zwei Nächte inklusive Strom und Wasser sind mehr als fair! Hafenmeister Harry Plotka ist jeden Morgen zwischen 9 und 10 Uhr in seinem kleinen Büro und kassiert. Freundlich geht es hier zu, in Prerow!

Alle Stunde oder so fährt vielleicht einmal ein Bus nach Barth oder Ribnitz. Früher gab es in Prerow einen Bahnhof, doch dort befindet sich  jetzt ein Hotel. Eine Kleinlok vor dem Gebäude erinnert an die alte Zeit. Das Restaurant ist ganz im Stil einer alten Bahnhofshalle eingerichtet. Da der Trainspotter in mir unbedingt nach Warnemünde wollte, um eine weitere Museumslok der Baureihe 103 abzulichten, wurden die Transportmöglichkeiten ausgelotet und am Ende gewann der Daumen. Per Anhalter das erste Mal seit über 40 Jahren unterwegs. Und es funktionierte hervorragend! Zurück vom Bahnhof Rövernhagen nach Prerow nahm mich Handwerker Volkwien mit und machte sogar extra einen großen Umweg, um mich sicher im Hafen rauszulassen. Zum Dank gab es ein Feierabendbier an Bord und so konnte ich mich etwas revanchieren. Anderntags wurde der Ostseestrand unter die Lupe genommen. Lange FKK Abschnitte und Hundestrände sind im Angebot und im Kiefernwald lauern große blutrünstige Mücken auf frisches Menschenblut. Zum Nachdenken und zur Besinnung kommt man auf dem Friedhof rund um die alte Seemannskirche im Ort. Da liegen der letzte Leuchtturmwärter, etliche Schiffer und viel zu früh verstorbene Bürger von Prerow und Umgebung. Heute ist Sonntag und ich treffe den Pastor in seiner Kirche. Er bereitet sich gerade auf den Gottesdienst vor und seine Frau macht den "Soundcheck". Es werden etwa 80 Gäste erwartet. Hier scheint die Welt noch recht in Ordnung zu sein. Ich gehe ins "Café nu" und trinke eine selbstgemachte Waldmeisterlimonade...

PREROW - STRALSUND, 30 NM/56 KM

Morgens um Viertel nach Acht wurden die Leinen gelöst und eingekuppelt in kleinster Fahrt ging es zunächst zur Klappbrücke Meiningen, die sich pünktlich um 09:45 Uhr öffnete. an Zingst vorbei mit 10 Stundenkilometern dann bis in den Stralsunder Cityhafen. Für großzügige 33,- € darf man hier mit einem 15 Meter Boot übernachten. Strom, Wasser und W-LAN inklusive! Die No Worries ist zum ersten Mal in Stralsund. Nachts leuchtet der Supermond in 357.400 Kilometer Entfernung und sorgt für ein wunderschönes Fotomotiv!