Am 11. August geht es los! Gemütlich an die Müritz! Die Route ist geplant und das Revier schon seit Jahren bekannt. 220 Kilometer und 17 Schleusen erwarten uns auf der Havel und den Mecklenburger Seen bis nach Waren/Müritz.
Man kann die Strecke locker in vier Tagen schaffen. Wenn man sich eine Woche Zeit lässt, wird man jedoch mehr entdecken.
Zunächst zur Schleuse Spandau, heute einmal ohne Wartezeiten, dann weiter durch die Seen nordwestlich von Berlin. Wenn die neuen Triebwagen oder Waggons an Steuerbord durch die Bäume schimmern, ist man schon in Hennigsdorf. Da wird auf der "Heidelberg" geheiratet und etwas später Alteisen gesammelt und verladen. An Oranienburg vorbei zur Schleuse Lehnitz mit 5,8 Meter Hub, heute mit nur 20 Minuten Wartezeit! Bis zur ersten Übernachtung im Stadthafen Zehdenick sind es nur noch drei weitere Schleusen und insgesamt 70 Kilometer.
Zehdenick begrüßt uns freundlich! Mozart im Klostergarten, freundliches Baby auf dem Achterdeck eines Kutters, leckere Pizza im "Da Vinci"! Der kleine Ort ist sehenswert. Nicht nur das alte Kloster samt Ruine, der Marktplatz und die Klappbrücke. Spuren der Russischen Befreiung aus der Naziherrschaft finden sich hier und im Umland.
Tja, schlechte Törnplanung würde der Perfektionist sagen. Dumm gelaufen aber auch egal. Die Schleuse Schorfheide ist am 12.08.2021 von 07:30 Uhr bis 15:00 Uhr wegen Stromabschaltung gesperrt. ELWIS hat es gewusst. Doch der Reihe nach. um 06:00 Uhr wird der Skipper unruhig und macht los. Der Sonnenaufgang scheint schön zu werden und ein paar Fotos sollen vom Ziegeleigelände in den Kasten. Hier in der Gegend wurden früher die Ziegelsteine für die Hauptstadt hergestellt und per Schiff über die Havel nach Berlin gebracht. Der Hunger der Berliner nach den gelben Backsteinen war riesig! Alleine im Jahre 1910 wurden 625 Millionen davon in 57 Ringöfen gebrannt und verschifft!
Nach dem Frühstück geht es dann weiter zur Schleuse Schorfheide. Oops, die ist gesperrt bis um 15:00 Uhr! Na gut, dann ist ja ausreichend Zeit für den zweiten Cappuccino und ein Nickerchen. Bis zur Öffnung stauen sich auf beiden Seiten etwa 50 Boote auf! Gut, dass ich ganz vorne stehe und mit der ersten Schleusung zu Berg komme - auch wenn es nur 50 Zentimeter sind! Die letzten drei Schleusen bis Bredereiche sind schnell erreicht und um 18 Uhr wird nach 32 Kilometern Tagesstrecke hinter der Schleuse im Stadthafen beim Restaurant "Da Vinci" festgemacht.
13. August, Gedenken an den Mauerbau heute vor 60 Jahren. Der Tag wird genutzt um sich auch an andere, geschichtsträchtige Ereignisse zu erinnern. Der erste Liegeplatz ist nach 11 Kilometern Fahrt auf der Havel und über den Stolpsee, im Becken der ehemaligen Eisenbahnfähre (heute Technisches Denkmal) zum KZ Ravensbrück. Bei 30° Celsius ein schattiges Plätzchen zum verweilen. Mit dem Fahrrad geht es nach Fürstenberg und zur Gedenkstätte. Später geht es dann durch die Schleuse in Fürstenberg noch ein paar Kilometer weiter...
Theoretisch kann es nicht funktionieren! Die "No Worries" ist 33 Tonnen schwer, 3,70m hoch und 4,95m breit, dabei hat sie einen Tiefgang von 1,45m! Die niedrigsten Brücken haben eine offizielle Durchfahrtshöhe von 3,5m! Die Schleuse Strasen eine Breite von 5,10m und Wolfsbruch von 5,20m. Versuch macht klug, einfach mal ausprobieren und umdrehen kann man ja immer noch! Also recht früh den Ankerplatz verlassen und auf nach Rheinsberg! Ich bin alleine unterwegs und habe keine Wartezeit vor den Schleusen, was hier äußerst unüblich ist! Ab 10:00 Uhr kann man schon mal bis zu vier Stunden warten! Am Ende hat alles gut geklappt! Fender wurden abgemacht und schon passen wir durch! Auch mit den Brücken klappt es! Belohnt wird diese verrückte Waghalsigkeit mit einem traumhaften Ankerplatz gegenüber vom Schloss Rheinsberg. Vorher geht es durch die Stadt. Auf dem Markt gibt es frisches Obst und Gemüse. Gegenüber vom Schloss wartet Carsten, der Kutscher auf Kundschaft. Ok, dann mal los! Eine Stadtrundfahrt im Pferdegespann ist lustig, besonders für die Urlaubsrückkehrer in den Autos hinter uns! Zum Abschluss gibt es noch ein Eis. Das Beste weit und breit bei EIZ!
Wieder drei Schleusen geschafft. Wolfsbruch, Canow und Diemitz ohne Wartezeiten! Wie das? Um 06:00 Uhr losfahren und gemütlich schleusen, wenn die Chartertouristen noch in den Kojen liegen. Sonst kann man schon mal bis zu vier Stunden Schleusenkino präsentiert bekommen! Um 10 Uhr wird im Vilzsee geankert und gefrühstückt. Anderntags geht es ganz gemütlich in den Mirower See.
Jeder kennt die bunten Bootshäuser am See. Hier in der Gegend sind die Fischadler zuhause und mit etwas Geduld bekommt man ein Exemplar vor die Kamera!
In der Marina Rick wird festgemacht. Zeit um ein paar Lebensmittel einzukaufen. Im Shop wird auch eine neue Wasserstrassenkarte gekauft, die alte Karte ist ja noch aus 2013. Beim genaueren hinsehen wird auch das "Brückengeheimnis" gelüftet! Auf der neuen Karte sind alle Brücken um 40 Zentimeter höher! Der Wasserstand der Vorjahre wurde gesenkt und deshalb die neuen Durchfahrtshöhen. Also mit 3,70m Schiffshöhe ist das Befahren der Wasserstraßen hier kein Problem! Fazit: Regelmäßig aktuelles Kartenmaterial an Bord!
Von Mirow nach Waren sind es nur noch etwa 37Kilometer. Um der ewigen Warterei vor der Schleuse Mirow zu entgehen, starten wir am frühen Abend und ankern später am Ostufer der Müritz. Anderntags geht es dann nach Waren. Die Überfahrt ist recht stürmisch, doch die Sonne scheint und im Hafen bekommen wir einen schönen Logenplatz an der Hafeneinfahrt. Die Menschenmassen in der Stadt ertragen wir nicht lange, shoppen fällt kurz aus. Wir genießen statt dessen unseren Cappuccino und das große Hafenkino an Bord. In den kommenden Tagen geht es noch auf den Plauer See und irgendwann wieder zurück nach Berlin...