Im Juni wurde uns ein Jahrhundertsommer angekündigt. Wir haben ihn in den Brandenburger Gewässern gesucht und an den Mecklenburger Seen, doch bisher haben wir ihn noch nicht gefunden! Vermutlich hat er sich doch irgendwo in der Bayrischen Heimat versteckt und da werden wir jetzt hinfahren und ihn suchen! Zunächst rutschen wir ab Ellbogensee wieder 12 Schleusen zu Tal bis nach Berlin. Und dann geht es auf der Havel weiter auf den Elbe - Havel - Kanal, Mittellandkanal, Dortmund - Ems - Kanal, Rhein - Herne - Kanal bis zum Rhein, Main, Main - Donau - Kanal, bis nach Saal an der Donau.
    
Unsere Fernsteuerung für und Seitenstrahlruder hat nach acht Jahren den Geist aufgegeben. Wenn man mit Mannschaft unterwegs ist, ist das nicht so tragisch. Doch ganz alleine sind die Anlege- und Schleusenmanöver doch etwas stressig. Rene Pals von Hydronautica hat schnell und unkompliziert geholfen und das ist in der heutigen Zeit nicht immer selbstverständlich! Deshalb an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön und das Prädikat "sehr empfehlenswert"! Ich kenne bisher sowieso kein besseres System... https://www.hydronautica.nl/en/home
Von Priepert am Ellbogensee geht es mit einem meiner Söhne bis nach Fürstenberg. Da die Fernbedienung mittlerweile den Geist aufgegeben hat und bei Hydronautica in den Niederlanden liegt, sind ein paar helfende Hände an Bord sehr hilfreich! Wir nehmen die zwei Schleusen bis Fürstenberg ohne Probleme jedoch sehr langsam und dafür sicher! In Fürstenberg verlässt mich mein Sohn und einer meiner Brüder kommt an Bord, um ein paar Tage Urlaub zu machen. Wir sind bereits seit Jahren ein eingespieltes Team und die Schleusen bis Berlin sind für uns keine Herausforderung.
Es regnet in Strömen, und wir starten vom Yachtclub in Fürstenberg. Was soll man denn bei so einem Wetter anderes machen als Strecke! Also schaffen wir - bei sehr gemütlicher Fahrt von 8 - 9 Km/h - acht Schleusen und fast 72 Kilometer. Am Abend ankern wir auf dem Lehnitzsee vor Oranienburg und ergattern tatsächlich ein paar Sonnenstrahlen! Scheinbar stimmt der Kurs in Richtung Sonne!
Es geht am anderen Morgen weiter durch die Schleuse Spandau mit Zwischenstop an der Tanke, wo wir noch einmal über 500 Liter gutes GTL zu einem fairen Preis (1,90€/Liter) bunkern. Mit den nun insgesamt knapp 2.700 Litern Diesel schaffen wir es theoretisch bis ins Schwarze Meer! Praktisch wird uns der Rhein jedoch etwas mehr Sprit als normal abverlangen. Bis Berlin lag unser Verbrauch bei 7 Liter Diesel pro Stunde.
Wir ankern für ein paar Tage vor der Pfaueninsel und tatsächlich sehen wir jeden Tag die Sonne bei über 20° C!
    
Mit dem Elektroaußenborder machen wir eine 17 Kilometer lange Rundfahrt durch den Kleinen Wannsee, dem Teltowkanal, durch die Glienicker Brücke zurück zum Ankerplatz an der Pfaueninsel. Ein besonderes Erlebnis bei einer Geschwindigkeit von 5 Km/h!
Der Akku (85% geladen) hätte eine theoretische Reichweite von 30 Kilometern, doch nach 17 Kilometern war er dann bis auf 21 % entladen. Die Leistung des kleinen E - Motors hat uns überzeugt. Besonders das geräuscharme dahingleiten war eine Freude!
Auf dieser Etappe haben wir viele alte Bekannte getroffen und neue Freunde dazu gewonnen. Wir hatten ein wunderschönes Anker - Wochenende am Glindower See zusammen mit der "ELLE" und ihrer Besatzung, wir haben freundliche Niederländer getroffen und Wayne mit seinem Sozialprojekt kennengelernt. Er ist Kapitän auf einem ehemaligen 18 m Segelboot und fährt mit "hochsensiblen" Jugendlichen und deren Betreuern durch die Lande.
In Brandenburg lagen wir am Slawendorf und konnten den wunderbaren Erdbeermond ablichten. Auf der Havel begegneten uns interessante Tiere und Menschen. Es ging durch die Schleusen Wusterwitz, Zerben und Hohenwarthe bis zum Ende des Elbe Havel Kanals in den Mittellandkanal.
Am Schiffshebewerk Rothensee kam es wieder zur üblichen Kontrolle durch die WSP. Sophie und Theo hatten aber nichts auszusetzen. Es war die vierte Kontrolle in diesem Jahr!
Wolfsburg zeigte sich von seiner windstillen Seite und so lohnte sich auch eine Nachtaufnahme der vier markanten VW Schornsteine.
Am nächsten Morgen fuhren wir weiter. Zunächst durch die Schleuse Sülfeld (Schwimmpoller an Backbordseite) zu Berg, an Braunschweig vorbei, in den Stichkanal Salzgitter (3 Kilometer), zu Rüdiger Milius in den Yachthafen Heidanger. Dieses Mal bekam er das bordeigene Rezept von Christians Kaiserschmarren. Sogleich gab es ein Probebacken in seiner Küche mit umgehender Verköstigung! Und später am Abend natürlich wieder ein leckeres Menü für die Crew der "No Worries"! Das lange warten lohnt sich!
Und weiter ging die Reise in den Yachthafen Hannover, am Mittelland Kanal Km 163.
Viel gibt es nicht zu berichten über diese Strecke. Viel Kanal eben. Mit etwa 11 Km/h und einem Verbrauch von 9 L Diesel pro Stunde ein eher ruhiges Unterfangen. Ein paar Gütermotorschiffe die sich überholen ließen und ansonsten eine absolut entspannte Strecke. Im Ruhrgebiet gibt es etwas mehr zu sehen, doch darüber wurde in den letzten Jahren schon geschrieben. Übernachtet wurde an Spundwänden (Minden, Osnabrück, Münster) und im Yachtclub Olfen sowie im Yachtclub Oberhausen. In Münster und Olfen verbrachten wir zwei Tage. 400 Liter Diesel (1,86 €/L) wurden am "Nassen Dreieck" gebunkert und somit sind die Tanks wieder fast voll. Das heißt, dass wir von Berlin Spandau bis Km 0 am MLK etwa 400 Liter für 484 Km Strecke verbraucht haben. Inklusive Treibstoff für die Heizung und den Generator.
Vorbei ist es mit dem gemütlichen Dahintuckern! In Duisburg noch durch die Ruhrschleuse und dann bei Km 780 auf dem Rhein zu Berg. Die "Großen" brettern förmlich zu Tal und auch die Bergfahrer sind nicht zimperlich. Bei 10 Km/h bleiben wir im Konvoi und schaffen auch eine vernünftige Strecke. An Km 743 einmal "abbiegen" und zu Rolf Gast in den Medienhafen. Hurra, Düsseldorf! Ab in die Altstadt und ein echtes Alt genießen! Das Wetter passt und es ist wieder schön hier zu sein!
In Düsseldorf kommt Torsten Mönch an Bord und begleitet mich zwei Tage bis Brohl. Wir kennen uns schon seit etwa 30 Jahren und haben uns jede Menge zu erzählen. Die Fahrt mit ihm wird kurzweilig und es werden bei bestem Wetter viele Fotos gemacht. Wir bleiben eine Nacht im Rheinauhafen Köln und lernen dort den 80 jährigen Wolfgang und seinen 115 Jahre alten "Dampfer" kennen. Der Abend wird lang und schön! In Brohl besucht uns mein Bruder, es wird gekocht und auch dieser Sommerabend wird lang. Weiter geht die Fahrt "zu Berg" nach Koblenz in die "Rheinlache" und nach St. Goar in den Stadthafen. Die Liegegebühren sind in den letzten Jahren auch hier gestiegen. Pro Meter Boot zwischen 1,50 € und 2,- €!
Zwischenstopp nach 280 Km auf dem Rhein ist dann Wiesbaden. Hier im Rheinport machen wir hinter einer großen "Steeler" Schwester für ein paar Tage fest. Die "No Worries" ist nun um eine halbe Tonne Kraftstoff leichter und bereitet sich auf den nächsten Abschnitt der Reise vor. Freunde geben uns noch einen wertvollen Tipp für die Weiterreise zum Main. Aus dem Rheinport nicht zu Berg weiterfahren, sondern zurück und um die Insel im Fahrwasser, an Mainz vorbei, in den Main.
Die vielen Eindrücke auf dem Rhein werden sortiert und die schönsten Fotos dokumentieren die vergangenen Tage auf dem Rhein. Etwa 2/3 der Strecke sind geschafft und vor uns liegen noch fast 600 Km bis nach Saal/Donau.
Wer sich für den Main keine Zeit nimmt, hat keine Freude an dem Fluß! Etwa alle 10 Kilometer wartet eine Schleuse, die bevorzugt Berufsschifffahrt einfahren lässt und ein Freizeitskipper sollte sich wie ein "Putzerfisch" an ein Frachtschiff hängen, um unschöne Wartezeiten vor den Schleusen zu vermeiden. Das bedeutet aber auch, die eigene Fahrweise den Beruflern anzupassen und sich auf eine entsprechende Geschwindigkeit von 8 - 12 Km/h einzulassen. Dann klappt es ganz gut und die Streckenabschnitte sind zeitlich kalkulierbar. Wir machen Übernachtungspausen zunächst in Mainkur, Miltenberg, Wertheim, Lohr und Wernfeld und dann wieder ein paar Tage Pause.
In Miltenberg wird es laut, schrill, bunt und voll! Es findet die Michaelismesse am Mainufer statt und es gibt jede Menge Fahrgeschäfte, Händler und Aussteller, sowie eine Fressmeile mit vielen Spezialitäten. Beim Anlegen entwischt uns zunächst ein Bordhund und verirrt sich in der Menge. Doch aufmerksame Besucher retten unsere Frieda! Wir liegen direkt bei einem Aussteller, der seine Whirlpools vertreibt und am nächsten Morgen wird einer dieser 40°C warmen Pools dann direkt vom Skipper getestet. Ein Hauch karibisches Flair kommt auf.
In Lohr quetschen wir uns noch in die Einfahrt vom Hafen des ortsansässigen Bootsvereins und bleiben gleich für zwei Nächte in der schönen Schneewittchenstadt. Auch hier treffen wir auf eine "alte Bekannte", die Steeler TA mit dem Namen "KARMA VIDA", die hier ein paar Wochen pausiert. Wir fahren 18 Kilometer weiter zum Yachtclub Wernfeld und machen ebenfalls ein paar Tage Pause.
Wir wollten es wissen! Wie zügig schafft man diese 172 Kilometer lange Strecke wirklich. Ohne Stress, mit genügend Ruhezeiten doch ohne "Sightseeing". Da wir diesen Abschnitt schon 2020 und 2021 gefahren sind, kennen wir die meisten Ortschaften am Kanal. Das Wetter soll sich drei Tage lang halten und wir starten in Bamberg um kurz nach sieben Uhr morgens. Einfach mal los und erleben was passiert! Am Ende des Tages haben wir 73 Kilometer Strecke geschafft und mit den acht Schleusen 101 Höhenmeter überwunden. Im Oberwasser der Schleuse Eibach übernachten wir.
Am anderen Morgen begrüßt uns dichter Nebel. Ein wartendes Kabinenschiff wird angefunkt und fünf Minuten später bin ich auf eine Tasse Kaffee beim dortigen Polnischen Kapitän mit Vornamen Marćin. Er transportiert 150 Amerikaner nach Amsterdam.
Um 08:30 Uhr lichtet sich der Nebel und wir machen uns wieder auf den Weg. Als wir um kurz vor Fünf am Abend in Beilngries festmachen, haben wir 55 Kilometer und 5 Schleusen sowie weitere 108 Höhenmeter geschafft. Wir haben die Schleusenzentrale Hilpoltstein (die höchstgelegene Schleuse in Europa) besucht und an der Europäischen Wasserscheide einen Fotostopp gemacht.
Von da ab ging es dann wieder bergab und die roten Tonnen waren nun auf der rechten Seite.
Am dritten Tag warteten nur noch drei Schleusen auf uns. Wir starteten um 11 Uhr und ohne Wartezeiten ging es zu Tal. Interessant ist, dass bis auf die vorletzte Schleuse (Riedenburg) alle Schleusen Schwimmpoller auf der Backbordseite hatten. In Riedenburg an Steuerbord.
Für mich ist der schönste Streckenabschnitt der letzte, zwischen Dietfurt und Kelheim. Vorbei an Burg Prunn und Essing, den Kalksteinfelsen und der Befreiungshalle. Und in drei Tagen schafft man es von Bamberg nach Kelheim bei vorgeschriebener Geschwindigkeit in 23 Stunden.
Nach vielen Wochen auf der Havel, den Kanälen bis zum Rhein, dem Main, dem Main - Donau - Kanal und der Altmühl sind wir nun auf der Donau angekommen und bereiten die nächsten Abenteuer vor.
Das Wetter passt und los geht's! Seeventile auf, Stromkabel ab, Leinen los und auf die Donau. Brigitte hat etwas Anderes vor, also fahre ich alleine zum Boot nach Saal. Von dort bis zur Walhalla sind es 40 Km Strecke zu Tal und es geht durch die Schleusen Bad Abbach und Regensburg mit jeweils etwa 5,5 Meter Hub. Die Strömung auf der Donau beträgt derzeit auf diesem Abschnitt etwa 3 - 5 Km/h. Geschwindigkeit zu Tal etwa 14 Km/h, zu Berg knapp 10 Km/h bei 1.200 U/min. und 10 L/h.
Der Herbst zeigt sich von seiner bunten Seite, nicht nur was die Laubfarben angeht. Mal Sonne, mal Wolken doch kaum Wind und kein Regen! In Regensburg besucht mich Linssenfahrer Adi auf einen Cappuccino und wir plaudern eine Stunde bis es weiter geht. Mehrere Flusskreuzfahrtschiffe sind unterwegs und die Passagiere winken mir freundlich zu. Ein Sportboot um diese Jahreszeit ist doch eher selten. Kurz vor dem Ziel wird es dunkel und ich schalte das Radar an. Und dann raus mit dem Anker und rein mit der Pizza - in den Ofen!
Der neue Tag begrüßt mich typisch für diese Jahreszeit mit Nebelschwaden. Es ist ruhig und die Donau ist spiegelglatt. Und im Laufe des Vormittags kommt dann endlich die Sonne durch, brennt den letzten Nebel weg und gibt die Walhalla frei! Auf diesen Moment habe ich fünf Jahre gewartet! Zuletzt waren wir im Coronajahr 2020 hier und hatten eine tolle Zeit. Ich bleibe zwei Nächte hier und genieße die Ruhe und das sanfte Schaukeln der Wellen, wenn ein Schiff vorbei fährt. Angekommen!